Lächerlichkeit bei Hofe treibt Prinz zur Flucht
Gelungene Inszenierung von Büchners "Leonce und Lena"

Hanau • Mit ihrer Eigenproduktion von Georg Büchners "Leonce und Lena" beeindruckten Schauspieler aus dem Ensemble der Märchenfestspiele am Mittwochabend das Publikum im Amphitheater. Knapp zwei Stunden dauerte die Aufführung des Lustspiels, das Georg Büchner im Juni 1836 als Kritik am erstarrten Feudalsystem der deutschen Duodez Fürstentümer verfasste. Büchner gibt Adel und Fürsten der Lächerlichkeit preis, indem er sie als Gefangene der Langeweile und Sinnlosigkeit darstellt, der sie durch Zeremoniell und Bewahrung der Etikette zu entkommen suchen.
Das zeigt sich bereits in der ersten Szene. Der alternde König Peter (gespielt von Franz Wacker, auch Regie), rennt scheinbar ziellos über die Bühne und wird dabei von seinen Untergebenen gewaschen, gepudert und angekleidet. Die Figuren wirken stoisch und in ihrem Trott gefangen, der König erscheint als völlig absurd. Schon kleine Fehler in der Ankleide Zeremonie werfen ihn völlig aus der Bahn: "Es sind zwei Knöpfe zu viel zugeknöpft! Mein ganzes System fällt auseinander!"
Prinz Leonce (Alexander Morandini), die Hauptperson des Stückes, sieht die Sinnlosigkeit dieses Tuns und verfällt in Melancholie. Er sieht jede Tätigkeit als Flucht vor der Langeweile, die das ganze Leben beherrscht. "Es grassiert ein entsetzlicher Müßiggang. Müßiggang ist aller Laster Anfang." Gemeinsam mit seinem Gefährten Valerio (Christof Fleischer) will Leonce fliehen. Unterwegs trifft er in Prinzessin Lena (Thordis Howe) eine Seelenverwandte ohne zu wissen, dass sie die ihm vorbestimmte Braut ist.
Prinzessin Lena legt Büchner die Kritik an den arrangierten Ehen des Adels in den Mund: "Warum schlägt man einen Nagel durch zwei Hände, die sich nicht suchen?" Am Ende des Stückes sind Leonce und Lena glücklich vereint und König Peter ist beruhigt über die wiederhergestellte Ordnung. Doch das ist nur die vordergründige Handlung die Lächerlichkeit des Adels wird nicht aufgehoben. Büchner kündigt damit an, dass die Zeit der Feudalherrschaft bald zu Ende sein wird: "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" Bei den unteren Klassen, die frei sind von Müßiggang und Langeweile, sieht Büchner die Zukunft des geistigen Lebens.
Bei ihrer Aufführung von "Leonce und Lena" gelang den Schauspielern der Theaterproduktion Hoffmann Wacker besonders die Darstellung der Lächerlichkeit der höfischen Zeremonien. Franz Wacker beeindruckte als König Peter, viel Applaus gab es auch für Christof Fleischers Darbietung des Valerio. Insgesamt eine mehr als gelungene und unterhaltsame Vorstellung.

KATRIN DIEL